• Dipl. Fachfrau für Entspannungsverfahren: med. Progressive Muskelentspannung, med. Autogenes Training & med. Achtsamkeits-Interozeption®
  • Eidg. dipl. Psychosoziale Beraterin HFP
  • CAS Individuelle Beratung und Begleitung, EHB Zollikofen
  • Erwachsenenbildnerin SVEB
  • Berufsschullehrerin
  • MTR HF
  • MTLA
Sie arbeiten als LernbegleiterIn und Lerncoach mit jungen Menschen zusammen. Was ist das Besondere bei Ihrer Arbeit und wie setzen Sie die Medizinischen Entspannungsverfahren (MEV) dabei ein?

Die Arbeit mit den jungen Menschen, in der Regel ab 15 Jahren aufwärts bis Ende 20 ist eine sehr schöne, herausfordernde und auch berührende Tätigkeit. Junge Menschen stehen am Anfang ihres Lebens, sie sind in Aufbruchstimmung, möchten die Welt erobern, alles Neue entdecken und haben viel Energie in sich. Die, die zu mir kommen, können diese Energie oft nicht freisetzen, ihre Ressourcen nicht finden oder nutzen. Dann komme ich mit meiner Arbeit ins Spiel. Ich mache mich mit ihnen auf die Suche nach Ihren Energien, ihren Ressourcen, ihrer Selbstwirksamkeit, ihrem Selbstbewusstsein und ihrem Selbstwertgefühl. Um es im Sinne von Aaron Antonovsky auszudrücken: Ich verhelfe ihnen dazu «im Fluss des Lebens gute Schwimmer zu werden». Die jungen Menschen stehen ganz am Anfang der Schwelle zum Erwachsenwerden und machen gerade ihren ersten Schritt in die Selbstständigkeit. Sie erleben viele Umbrüche, müssen mit innerer und äusserlicher Veränderung klar kommen, tauchen in neue Dimensionen ihrer Gefühlswelt ein und verlassen sehr schnell den geschützten Rahmen ihres bisherigen Daseins, welcher ihnen bis hierhin im besten Fall durch die Familie und Schule geboten wurde. Die Jugendlichen, die in die Welt der Berufslehre eintreten begeben sich sehr früh, drei bis vier Jahre früher als die Gymnasiasten direkt nach der 9. manchmal nach der 10. Klasse in die Berufswelt der Erwachsenen, um dort einzutauchen und anzukommen. Das bedeutet, dass sie fast von einem Tag auf den anderen erwachsen werden müssen. In dieser Phase können Sorgen, Selbstzweifel und Ängste überhandnehmen und grossen Stress auslösen. Dieser dauernde Stress boykottiert möglicherweise die Konzentrations-, Motivations- und Lernleistung. Lern- und Prüfungsangst sind regelmässige Begleiterinnen der Lernenden. Das zieht sich übrigens durch alle Schulstufen, bis hoch in die Tertiärstufe.
Hier darf ich die wunderbare Erfahrung machen, dass der Einsatz der Entspannungsverfahren, allen voran med. PME gerade bei jungen Männern und sehr jungen Jugendlichen als handlungsbasiertes Verfahren diese in einen neuen Modus des Selbstvertrauens, der Entspannung und der Selbstwirksamkeit bringt, welches es ihnen ermöglicht, einen neuen Zugang zu ihrer Motivation, ihrer Konzentration und ihrem Willen zu finden und daraus resultierend konstruktiv mit ihrer Angst umzugehen und diese beherrschen zu lernen. Med. AT eignet sich nach meiner bisherigen Erfahrung besonders gut als Entspannungswerkzeug, welches kognitivgelenkt auf den Erfahrungen mit med. PME aufbaut und den MEZ vertieft und intensiviert. Und gerade bei älteren Lernenden eignet sich diese Methode auch alternativ zu med. PME hervorragend.

In Ihrer Praxis unterstützen und beraten Sie Menschen, die einen Stressausgleich im Alltag suchen. Erzählen Sie uns kurz über Ihr Angebot.

Hier geht es zum einen um die Menschen, die eigenverantwortlich etwas dafür tun möchten gesund zu bleiben. Ich spreche zum anderen mit meinem Angebot auch Menschen an, die sich nicht mehr so wohl fühlen, ihre Balance zu verlieren drohen, sich jedoch noch nicht so angeschlagen fühlen, dass sie sich in ärztliche Hände begeben möchten. Es kommen aber auch Personen zu mir, die zwar in ärztlicher oder psychotherapeutischer Behandlung sind, sich aber therapiebegleitend auch noch mir zuwenden. All diese Menschen, die mich aufsuchen, befinden sich an unterschiedlicher Stelle auf dem Kontinuum zwischen den Poolen Gesundheit und Krankheit. Gemeinsam ist ihnen allen, dass sie sich aktiv auf diesem Kontinuum Richtung Gesundheit entwickeln möchten.
Die Fragen, die diese Menschen zu mir führen sind mannigfaltig. Über Fragen wie: Wie kann ich besser meinen Familien- und Berufsalltag unter einen Hut bringen? Über: Wie kann ich selbstbewusster werden, wie kann ich mich im Team besser behaupten, wie kann ich meine Kopfschmerzen in den Griff bekommen, wie kann ich wieder besser schlafen, wie kann ich meine Ängste vor bestimmten Situationen besser händeln, wie kann ich einem drohenden Burn out vorbeugen, wie komme ich mit dem Übergang (z.B. Menopause) klar, etc…. Es können im Grunde alle Fragen des Lebens zur Sprache kommen.
Ich biete den Menschen an, dass ich aktiv und empathisch zuhöre und ihnen den Raum gebe, welchen sie brauchen, um in eine Stimmungslage zu kommen, die es ihnen erlaubt ruhiger und klarer zu denken, zu sich zu kommen, sich besser zu spüren und ihre in ihnen liegenden Antworten zu finden. So gesehen mache ich mich mit ihnen auf ihren Weg und begleite sie ein Stück ihres Weges. Ich bin da, wenn sie straucheln oder spiegele ihnen ihre sich entwickelnden Gedanken und Ideen. Ich führe ihnen ihre Entwicklung vor Augen und bestärke sie darin, ihre zunehmende Selbstwirksamkeit zu erkennen und ihre sich zeigenden Ressourcen und Kraftreserven zu nutzen. Die MEV, als regelmässig angebotenen Werkzeuge tun hierbei, neben anderen Tools, die ich individuell auf die Bedürfnisse der Klienten abgestimmt anwende, ihre überzeugenden Dienste.

Das Thema Achtsamkeit ist heute in aller Munde. Sie sind unter anderem dipl. Fachfrau für Achtsamkeits-Interozeption®. Was ist für Sie das Besondere an dieser Methode?

Achtsamkeit und Akzeptanz: Diese beiden Konzepte durchziehen implizit meine ganze Arbeit. Denn ich bin der Überzeugung, dass diese Konzepte helfen einen sehr ressourcenorientierten und nachhaltigen und damit gesunden Umgang mit den Herausforderungen, die das Leben für uns bereithält, zu finden. Die Wortwahl «zu finden» sagt aus, dass der achtsame Umgang mit sich und den anderen nicht einfach passiert und da ist, sondern einen Prozess darstellt, den bewusst und aktiv eingeläutet wird. Es ist eine Haltung, die sich entwickelt, einer Dynamik folgt und sich qualitativ verändern kann. Als EFP diene ich bereits durch meine achtsame Grundhaltung und da ich selbst die MEV aktiv übe als Modell. Der Klient kann zwar kognitiv schnell «verstehen», was Achtsamkeit bedeutet und was Akzeptanz meint. Und er kann unspezifisch «achtsam sein» im Alltag üben: Achtsam eine Frucht essen oder achtsam seine Zähne putzen. Dann lebt die Person in dem Augenblick im Moment und das ist wertvoll und sicher entschleunigend. Doch das Besondere, das Nachhaltige und Gesundheitsfördernde an der spezifischen Methode der Achtsamkeits-Interozeption® ist, dass dieses «im Moment sein», dieses «gegenwärtig sein» mit jeder Faser des Körpers bis in die kleinste Zelle hinein bewusst praktiziert wird. Ich reduziere mein Dasein für die Zeit der Achtsamkeits-Interozeption® auf das Eintauchen in mich selbst, auf das Erleben meiner Ruhe und Stille und das gleichzeitige Aushalten meiner Gedanken, die ich nicht abstellen, sondern nur akzeptieren kann, bis sie irgendwann einmal weniger werden. Ich «tue nicht». Ich übe mich im «Nicht-Tun». Geübt wird die Reduktion auf das Wesentliche, auf das Sein im Moment. Man wird sich mit der Zeit sowohl auf der körperlichen und psychischen Ebene seiner Entspannung bewusst und kann zuordnen, wo die Entspannungsreaktion herkommt und wie der Medizinische Entspannungszustand im Körper implementiert wird. Durch das regelmässige Praktizieren der «Achtsamkeits-Interozeption®» findet der Übende den Raum in sich, der ihm Ruhe und Frieden bietet, solange die Person bereit ist dies anzunehmen. Der Praktizierende braucht, solange er es will und aushält, kein Aussen, keine Ablenkung und keine Hilfestellung. Er, mit seinem Körper ist sich genug und findet die Kraft in sich. Er kann diese Methode überall und zu jeder Zeit anwenden.
Durch die stete Zunahme an Gelassenheit und Besonnenheit, kann der Übende einen neuartigen Zugang zu vielen Fragen, die ihn umtreiben, bekommen und Antworten finden, die sich ihm vorher wohlmöglich nicht zeigten. Es ist, wie alle MEV, ein selbstübendes Verfahren. Um so regelmässiger und länger geübt wird, umso intensiver sind die Resultate.

Zurzeit bilden Sie sich zur BeraterIn für Stress- und Selbstmanagement aus. Welches Potenzial sehen Sie in dieser Ausbildung für Entspannungsfachpersonen?

Für mich bedeutet diese Ausbildung zum Teil Repetition, zum Teil Vertiefung und zum Teil neuen Wissenszuwachs rund um das Thema Stress- und Selbstmanagement. Ich bin überzeugt davon, dass eine Entspannungsfachperson in dieser Thematik fundierte Kenntnisse haben muss, denn: Menschen, die eine Entspannungsfachperson aufsuchen, leiden ja meist unter einem Mangel an Entspannungsfähigkeit oder einem Übermass an Anspannung, auch wenn ihnen das nicht immer von Anfang an bewusst ist.
Ich als Entspannungsfachperson kann ihnen die Methoden der Medizinischen Entspannung umso überzeugender und nachhaltiger vermitteln, um so mehr ich über die Mechanismen des Entspannungsgegenspielers, der Anspannung, des Stresses verstehe und einordnen kann, wie Stress auf die Persönlichkeit wirkt und diese beeinflusst. Und hierfür ist es unerlässlich, dass ich die Thematik des Selbstmanagement durchdrungen habe. Denn jede Person geht individuell mit Stress um und pflegt ein individuelles Selbst- und Stressmanagement. Nur wenn ich das verstanden habe und mein allgemeines Wissen auf die individuellen Personen transferieren kann, bin ich als EFP in der Lage, ihnen ihren individuellen Bedürfnissen entsprechend, die adäquate Unterstützung zu bieten.

Wenn man Ihren Lebenslauf anschaut, erkennt man sofort, dass Sie sich ständig weiterbilden. Neben diversen Qualifikationen sind Sie Beraterin im psychosozialen Bereich mit eidgenössischem Diplom. Wie verbinden Sie Entspannung mit der psychosozialen Beratung und welchen Nutzen sehen Sie darin?

Hier knüpfe ich an meine Antwort zu Frage Fünf an: Für mich hat das mit ganzheitlicher Beratung zu tun. Dem voraus geht oder besser dem Zugrunde liegt meine Überzeugung, dass ich die Personen, die zu mir kommen ganzheitlich, also in ihrer ganzen Persönlichkeit, nicht reduziert auf ein vordergründig genanntes Symptom, erfassen und ihr so begegnen möchte. Und dabei helfen mir meine vielen Weiterbildungen mit den damit verbundenen praktischen Erfahrungen und die Diplomierung zur Beraterin im Psychosozialen Bereich. Ich habe mir in vielen, langen Ausbildungsjahren die Fähigkeit erarbeitet, die Klienten ganzheitlich zu lesen, ihnen ein auf ihre individuellen Fragen und Bedürfnisse zugeschnittenes Angebot zu machen und sie ein Stück ihres Weges, solange sie es möchten und brauchen zu begleiten und eventuell auch zu beraten. Die Medizinischen Entspannungsverfahren brauche ich in diesem Zusammenhang regelmässig als wertvolles Werkzeug, dass ich den Klienten anbiete, um mit Hilfe dieser Verfahren selbstwirksam an sich zu arbeiten. Denn die MEV bieten, da erzähle ich nichts Neues, viel mehr als Entspannung zu generieren. Sie bereiten den Weg zu sich selbst, sie helfen, sich kennenzulernen und ungeahntes Potenzial frei zu legen und auf konstruktive Weise nutzbar zu machen. Die MEV ebnen den Weg zu innerem Wachstum und Reife, hin zu mehr ganzheitlicher Gesundheit und Zufriedenheit. Wer das einmal erfahren hat, möchte es meist nicht mehr missen.

Zu guter Letzt: Wenn Sie auf Ihre Ausbildung zur Entspannungsfachperson bei der medrelax professional zurückblicken, welche Kompetenzen konnten Sie am meisten weiterentwickeln und stärken?

Ich glaube, das ist zum einen die Kompetenz der Psychoedukation auf der einen Seite, also die Fähigkeit, die zu vermittelnden Methoden glaubhaft und methodisch sachlich und fachlich korrekt zu erklären und dabei verständlich zu machen, was im Einzelnen beim Üben und durch das regelmässige Üben passiert.
Auf der anderen Seite konnte ich aber auch meine Selbstkompetenz im Sinne meiner Selbstüberzeugung steigern. Ich weiss, was ich tue und vermittle und kann dahinterstehen und meine Arbeit und die MEV vertreten. Ich kann hinaus gehen und mich zeigen und sagen: «Ich habe ein Angebot und das ist gut. Ich bin überzeugt davon. Wenn Du es kennenlernen und nutzen möchtest, bin ich gerne bereit es Dir zu vermitteln. Wenn nicht, ist das auch o.k.!»

https://stressausgleich.ch


Erfahrungsbericht

«Thema des Events «Unser Wunderwerk Gehirn»

Motto meines 45-minütigen Workshops:  Hirngesundheit aktiv erleben mit medizinischen Entspannungstechniken.

Der Hirncoach-Event fand am 2. Juni 2023 in Bern statt.

Motto und Ziel des Anlasses war, dass die Teilnehmenden die verschiedenen Bereiche des «Wunderwerkes Gehirn», die zur Hirngesundheit beitragen, aktiv erleben. Dazu fanden Impulsreferate im Hörsaal des Hauptgebäudes der Uni Bern, gemeinsame Aktivitäten draussen und 7 Workshops zu unterschiedlichen Themen und der gesellige Austausch beim anschliessenden Apéro riche statt.
Der Teilnehmerkreis war bunt gemischt und setzte sich zusammen aus Personen, die an der Gehirngesundheit interessiert waren. Altersmässig waren Jung bis Alt vertreten. Fast 200 Interessierte sind gekommen und der Hörsaal war voll.

Die sieben Workshops beschäftigten sich mit Themen wie: Demenz, Gedächtnisstrategien, Braingym, Tanzwirkung, Fitness, Stimme und Körperpräsenz und Entspannung.

Meine erste grosse persönliche Überraschung und Freude war, dass mehr Personen an meinem Workshop teilnehmen wollten, als ursprünglich zugeordnet wurden, damit die Zahl der Teilnehmenden pro Workshop etwa ausgeglichen gross war. Für mich bedeutete das Improvisieren und kurzfristig noch Sitzgelegenheiten organisieren.

Dann konnte ich endlich meinen Workshop starten:

Mit Theorie hielt ich mich zurück und vermittelte nur das Wichtigste wie z.B., dass Entspannung ein physiologisches Grundprinzip ist und «Der rhythmische Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung ein wesentliches Merkmal des Lebendigen ist.» Gert Kaluza

Wichtig erschien mir, dass die Teilnehmenden die Entspannung in ihrem Körper spüren konnten und dass sie erfahren, dass es einen Unterschied gibt zwischen Fremdanleiten und selbstwirksamen Techniken.

So führte ich die Teilnehmenden mit einfachen Atemtechniken an ihre körpereigene Entspannungsfähigkeit heran: 2:4 Atmung und 4:7:8 Atmung.

Dann folgte der Body Scan. Als Variante führte ich dann eine Imaginationsreise zum inneren Berg mit ihnen durch und als viertes die erste Übung der progressiven Muskelentspannung, damit sie spüren können, wie es sich anfühlt selbstwirksam die Entspannungsreaktion im Körper zu implementieren.

Wichtig war mir dem Plenum zu vermitteln, dass die durch die MEV vermittelte Entspannung zu einer besseren physiologischen Gehirnversorgung führt und grundsätzlich Wohlbefinden, Fokussierung, Konzentration, Genesung und psychische & physische Gesunderhaltung fördert.

Dabei war für die Interessierten auch von Bedeutung, dass sie verstanden, dass Entspannung lernbar ist aber auch geübt werden muss.

Wenn sich auch in der Gruppe nicht viele Personen zu ihren Eindrücken geäussert haben, so waren die Rückmeldungen im Nachhinein und unter vier Augen umso erfreulicher und berührender.

Ich kann sagen, dass es mir sehr viel bedeutet hat, die Wirkung der medizinischen Entspannungsverfahren auf die Hirngesundheit und das allgemeine Wohlergehen einem so breiten Publikum vorstellen zu können.

Und ich hoffe, dass in Zukunft noch mehr Menschen verstehen, dass es sich lohnt für sich zu sorgen, wenn man noch gesund ist und nicht erst, wenn man bereits krank wird oder ist. Denn mit Sicherheit kann man auf diese Art und Weise die Gesunderhaltung und die Lebensqualität fördern und möglicherweise Krankheiten verhindern oder zumindest abschwächen.

Dafür lohnt es sich doch etwas zu tun».

Karen Freudenberg